01. Juli -
13. August 2023
Stadtgarten Gmunden
Gmunden.Photo 2023
01. Juli - 13. August 2023
im Stadtgarten Gmunden.
Öffnungszeiten:
Di.-So. 13:00-20:00
(Mo. geschlossen).
Eintritt 5€.
Johann Tagwerker Straße 12, 4810 Gmunden
„Powerplay – Fotografische Synergien von Kunst, Mode und Musik“, der Titel der diesjährigen
gmunden.photo, verspricht ein Reigen starker Bilder zu werden: 16 Künstler*innen zeigen auf
dem Areal des Stadtgartens in Gmunden in Schiffscontainern, die für Ausstellungszwecke
adaptiert wurden, einen Einblick in ihr fotografisches Schaffen.
„Der Titel ‚Powerplay‘ kam dabei ganz selbstverständlich zu mir“, sagt Kuratorin Lisa
Ortner-Kreil. „Ich wollte schon lange einmal ein Fotografie-Projekt machen, das einen
starken Popkultur-Bezug hat und sich im Grenzbereich der Künste abspielt. Wichtig war mir
bei der Auswahl, Positionen zusammenzubringen, in denen eine kreative Synergie sichtbar
wird. Vor und hinter der Kamera agiert ein künstlerisches Mastermind. Wie setzen sich Leute,
die selbst Kunst, Musik, Mode, Schauspielerei oder auch Politik machen, also ein hohes
Bildbewusstsein haben, vor der Kamera in Szene? Welche Machtspiele gehen da vor sich? Und
wie brechen junge Künstler*innen heute diese tradierten, bildlichen Machtstrukturen auf,
wenn sie sich in ihrer Kunst mit Identität, Diversität und kultureller Vielfalt
beschäftigen?“
Der Begriff „Powerplay“ stammt eigentlich aus dem Sport bzw. wird auch in der Politik häufig
verwendet, wortwörtlich ist ein „Kräftemessen“ gemeint. Im Zusammenhang mit der Fotografie
stellen sich seit jeher Fragen nach Macht und Direktive, nach Objekt und Subjekt. Die
Auswahl an insgesamt 16 künstlerischen Positionen kreiert ein Spektrum von Fotografien, das
sich im ganz wortwörtlichen Sinne zwischen Macht („power“) und Spiel („play“) entfaltet.
Herauskommen umwerfende Bilder, die nicht selten an einen „paragone“ im Sinne eines
Wettstreits der Künste denken lassen.
Die gmunden.photo 2023 bringt in ihrer diesjährigen Ausgabe große internationale Namen der
Fotografie, darunter Man Ray, Stanley Kubrick, Anton Corbijn, Helmut Newton, Alice Springs,
Elfie Semotan und Mark Seliger, mit einer jungen, hauptsächlich in Wien lebenden und
arbeitenden Künstler*innen-Generation zusammen, deren Hauptmedium die Fotografie und hier
vor allem das Portrait ist. So entsteht ein lustvoller fotografischer Parcours, der hohen
Wiedererkennungswert aber auch ein Einlassen auf ganz neue Bilder und Blickwinkel
verspricht.
Curated by Dr. Lisa Ortner-Kreil
Eric Asamoah
Eric Asamoah (geb. 1999 in Linz) setzt sich in seiner künstlerischen Arbeit mit
Fragen nach Herkunft und Identität, Vergangenheit und Zukunft auseinander: Für die Serie
The Day After Tomorrow bereiste Eric Asamoah Ghana, das Herkunftsland seiner Eltern, und
fotografierte dort junge Männer am Strand, in Landschaften und in der Stadt, bei täglichen
Aktivitäten, in der Gruppe und einzeln. Wie eine persönliche Coming-of-Age-Geschichte
erzählt die Serie vom schwierigen, aber auch magischen Lebensabschnitt des
Erwachsenwerdens, einer Phase der Transition, in der die Zukunft zu großen Teilen offen
und ungewiss ist. Das Entdecken der eigenen Körperlichkeit, Verantwortung und
Selbstfindung, Fragen wie „Was mache ich mit meinem Leben?“ scheinen die jungen Männer,
die Eric Asamoah porträtiert hat, allerorts zu begleiten und zu beschäftigen. Der Ozean,
ein einsamer Strand, der weite Himmel oder auch eine eingeschlagene Autoscheibe bringen
eine metaphorische Dimension in diese poetischen und ruhigen Bilder, die als Sinnbilder
für Kräfte, Mächte und Entscheidungen stehen, die einen Lebensweg bestimmen. Der Künstler
selbst unterstreicht den autobiografischen Aspekt seiner Werkserie: „All die jungen
schwarzen Männer auf meinen Bildern sind eine Spiegelung meiner selbst, des inneren Ichs,
das nach der Wahrheit und Zufriedenheit sucht. Ich hoffe, dass ganz unterschiedliche
Menschen ein wenig von sich selbst und ihrer Wahrheit in diesen Bildern erkennen können.“
Eric Asamoah (born 1999 in Linz) deals in his artistic work with questions of
origin and identity, past and future: for his series The Day After Tomorrow, Eric
Asamoah travelled to Ghana, the country of origin of his parents, and photographed young
men there on the beach, in landscapes and in the city, in daily activities, in groups
and individually. Like a personal coming-of-age story, the series tells of the
difficult but also magical stage of growing up, a phase of transition in which the
future is largely open and uncertain. Discovering one‘s own physicality, responsibility
and self-discovery, questions like “What am I doing with my life?” seem to accompany
and preoccupy the minds of the young men portrayed by Eric Asamoah. The ocean, a lonely
beach, the wide open sky or even a smashed car window bring a metaphorical dimension to
these poetic and calm images, which stand as symbols for forces, powers and decisions
that determine a lifeʼs path. The artist himself underlines the autobiographical aspect
of his series of works when he says: “All the young black men in my paintings are a
reflection of myself, of the inner self searching for truth and satisfaction. I hope
that very different people can see a little of themselves and their truth in these
images.”
Anton Corbijn
Anton Corbijn (geb. 1955 in Strijen, Niederlande, lebt in Amsterdam) ist einer der
führenden Porträt-Fotografen unserer Zeit, arbeitet aber eigentlich medienübergreifend mit
Fotografie, Film und Design. Er hatte alle Größen aus Pop- und Rock-Musik, Film,
Literatur, Kunst und Mode seit Ende der 1970er-Jahre vor seiner Kamera und fotografiert
zumeist in Schwarz-Weiß. Anton Corbijn hat ikonische Porträts von David Bowie, Nelson
Mandela, den Rolling Stones, Johnny Depp, Naomi Campbell, Marlene Dumas, Tom Waits, Clint
Eastwood und vielen anderen gemacht. Für Depeche Mode und U2 hat Anton Corbijn veritable
visuelle Identitäten erschaffen, er pflegt zu diesen Bands seit über 40 Jahren enge
Beziehungen und hat mit seinen Bildern die Art und Weise, wie wir Popkultur heute
rezipieren, maßgeblich geprägt. Für die gmunden.photo 2023 hat Anton Corbijn eine Reihe
von Musiker*innen-Porträts sowie eine Reihe von Künstler*innen-Porträts aus seinem Archiv
ausgewählt, die zum diesjährigen Thema „Powerplay“ eine ganz besondere Beziehung
aufbauen. Es wird gespielt, kokettiert, versteckt und offenbart: Die künstlerisch
arbeitenden Menschen, die sich über ihr Werk immer auch selbst exponieren, zeigen sich im
Angesicht von Anton Corbijns Kamera unverstellt und authentisch. So unterschiedlich die
Aufnahmen auch sind, Anton Corbijns Bilder haben eine ganz klare Handschrift, indem sie
beispielweise oft aus der christlichen Ikonografie zitieren. Noch lange, nachdem man diese
Porträts gesehen hat, hallen sie nach, bleiben in Erinnerung und scheinen so den Faktor
Zeit aus den Angeln zu heben. Seit einigen Jahren arbeitet Anton Corbijn auch höchst
erfolgreich als Filmemacher. Im Rahmen der gmunden.photo 2023 wird im Stadttheater Gmunden
auch Anton Corbijns erster Film Control (2007) gezeigt.
Anton Corbijn (born 1955 in Strijen/Netherlands, lives in Amsterdam) is one of
the leading portrait photographers of our generation, but basically works
multidisciplinary: in photography, film and design. Corbijn has photographed many greats
in the fields of music, film, literature, arts and fashion since the end of the 1970s,
mostly in black and white. He has not only taken iconic portraits of David Bowie, Nelson
Mandela, The Rolling Stones, Johnny Depp, Naomi Campbell, Marlene Dumas, Tom Waits,
Clint Eastwood and many others, but has also created veritable visual identities for
bands as Depeche Mode and U2 with whom he has a lasting relationship for over 40 years,
creating visuals of how we receive popular culture today. For gmunden.photo 2023, Anton
Corbijn has selected a series of musician and artist portraits from his archive that
establish a very special relationship to this yearʼs theme “Power Play.” They play,
flirt, hide and reveal. Creative people, who always expose themselves to a certain
extent through their work, show themselves often undisguised and authentic in front of
Anton Corbijnʼs camera. As diverse as the photographs are, Anton Corbijnʼs visual
language has a very clear signature, for example, in that it often quotes Christian
iconography. Long after one has seen these portraits, they reverberate, remain in oneʼs
memory and thus seem to unhinge the factor “time.” For some years now, Anton Corbijn has
also been working highly successfully as a filmmaker. As part of gmunden.photo 2023,
Anton Corbijnʼs first film Control (2007) will also be shown at the Stadttheater Gmunden
Peter Garmusch
Peter Garmusch (geb. 1974 in Graz, lebt und arbeitet in Wien) ist seit 2005 als
bildender Künstler mit dem Schwerpunkt Fotografie aktiv. Er ist fasziniert von fremden
Ländern und Kulturen und interessiert sich vor allem für die Arbeits- und Alltagswelt der
Menschen an diesen Orten. Mit der Kamera praktiziert Peter Garmusch „teilnehmende
Beobachtung“, wie er selbst sagt. Die Arbeiten, die er auf der gmunden.photo 2023 zeigt,
sind Teil zweier Serien, die in Mexico City auf einem Blumenmarkt und in Kairo auf einem
Autoteilemarkt entstanden sind. Seit 2014 richtet sich der Künstler in den Städten, die er
bereist, ein provisorisches Studio ein, um von dort aus seine fotografischen Spaziergänge
zu verfolgen: Er bestimmt Zeit, Perspektive und Aufnahmetechnik, greift aber nicht aktiv
in die Darstellung ein bzw. arrangiert nichts, was manchmal fast unglaublich wirken mag,
wenn beispielsweise Autos in einem Blumenmeer porträtiert werden – der Marktstand wird zur
Garage und umgekehrt. Peter Garmusch schafft aus zeitgenössischen Stillleben ein barockes
Tableau voller Widersprüche: Florale Organik versus Lackoberfläche und Mechanik, „eine
Hochzeit oder eine Vereinigung von Gegensätzen“, wie es der Künstler selbst beschreibt.
Peter Garmusch (born 1974 in Graz, lives and works in Vienna) has been active as
a visual artist with a focus on photography since 2005. He is fascinated by foreign
countries and cultures and is particularly interested in the working and everyday world
of the people in these places. With his camera, Peter Garmusch practices “participant
observation,” as he says himself. The works he is showing at gmunden.photo 2023 are part
of two series created in Mexico City at a flower market and in Cairo at a car parts
market. Since 2014, the artist has set up a makeshift studio in the cities he travels to
in order to follow his photographic walks. From there he determines the time,
perspective and shooting technique, but does not actively intervene in the
representation or arrange anything, which may sometimes seem almost unbelievable when,
for example, cars are portrayed in a sea of flowers − the market stall becomes a garage
and vice versa. Peter Garmusch creates a baroque tableau full of contradictions out of
contemporary still lifes: floral organics versus lacquer surfaces and mechanics, “a
marriage or a union of opposites,” as the artist himself describes it.
Elodie Grethen
Elodie Grethen (geb. 1988 in Metz/Frankreich, lebt und arbeitet in Wien) arbeitet
an der Schnittstelle von Fotografie und Performance. Ihre Projekte entstehen oft im
Kollektiv und auch medienübergreifend, die Macht-Position, welche der Kamera und jener
Person, die den Auslöser betätigt, zukommt, wird dabei hinterfragt und aufgelöst.
Identität, Gender und Zugehörigkeit sind zentrale Themen für die Künstlerin. Für Private
Figure hat Elodie Grethen mit der Künstlerin Šejla Kamerić zusammengearbeitet, die sich
vor der Kamera ihres Make-ups entledigt. Aus diesem performativen Akt generiert Elodie
Grethen eine vierteilige fotografische Arbeit gepaart mit Text, die dem Thema Bild und
Selbstbild, Maske und Visier nachspürt. Wie Kleidung bietet auch Make-up eine Art Schutz
vor der betrachtenden Instanz. Dieses Make-up nicht zu tragen bzw. öffentlich, wie es
Šejla Kamerić vor Elodie Grethens Kamera tut, abzunehmen, erfordert den Mut, sich
authentisch und verletzlich zu zeigen, legt aber gleichzeitig auch die Frage nach der
Macht über das Bild zurück in die Hände des porträtierten Subjekts
Elodie Grethen (born 1988 in Metz/France, lives and works in Vienna) works at the
intersection of photography and performance. Her projects are often created collectively
and across media, questioning and dissolving the position of power assigned to the
camera and the person who activates the shutter. Identity, gender and belonging are
central themes for the artist. For her work Private Figure, Elodie Grethen collaborated
with the artist Šejla Kamerić, who removes her make-up in front of the camera. From this
performative act, Elodie Grethen generates a four-part photographic work paired with
text that traces the theme of image and self-image, mask and visor. Like clothing,
make-up also offers a kind of protection from the viewing instance. Not wearing this
make-up or taking it off publicly, as Šejla Kamerić does in front of Elodie Grethenʼs
camera, requires the courage to show oneself authentically and vulnerably, but at the
same time puts the question of power over the image back into the hands of the subject
portrayed.
Mario Kiesenhofer
Mario Kiesenhofer (geb. 1984 in Freistadt, lebt und arbeitet in Wien) arbeitet mit
den Medien Fotografie, Video und Text und beschäftigt sich mit der Sichtbarkeit queerer
Räume und Communities. Er kartiert Oberflächen und untersucht die Merkmale sozialer Räume,
die von der Gay-Community für persönliche Begegnungen und sexuelle Interaktionen genutzt
werden. Seit 2015 arbeitet Mario Kiesenhofer an der Serie Indoor, für die er Darkrooms in
Gay-Clubs und Saunen porträtiert. Sein Fokus liegt dabei auf den baulichen Details und
Materialien wie etwa Stahl, die diesen Safe Spaces eine hypermaskuline Atmosphäre
verleihen. In diesem Jahr richtet der Künstler im Rahmen eines Staatsstipendiums für
Fotografie seinen Blick auf Osteuropa, insbesondere auf die schwierigen gesellschaftlichen
Bedingungen, denen die LGBTQ+-Community unter der rechtspopulistischen Regierung in Polen
ausgesetzt ist. Exemplarisch dafür steht das Porträt von Damian und seinem Warschauer
Gay-Cruising-Club Instytut, der trotz Drohungen und Angriffen dem gesellschaftlichen und
politischen Druck standhält und fortbesteht. Mario Kiesenhofers Bilder sind
architektonische wie menschliche Porträts einer Widerstandskultur.
Mario Kiesenhofer (born 1984 in Freistadt, lives and works in Vienna) works with
the medium of photography, video and text while focusing on the visibility of queer
spaces and communities. He maps surfaces and investigates the characteristics of social
spaces used by the gay community for personal encounters and sexual interactions. Since
2015, Mario Kiesenhofer has been working on the Indoor series, for which he portrays
darkrooms in gay clubs and saunas. His focus is on the structural details and materials
such as steel, which give these safe spaces a hypermasculine atmosphere. This year, as
part of a state scholarship for photography, the artist is turning his gaze on Eastern
Europe, in particular the difficult social conditions faced by the LGBTQ+ community
under the right-wing populist government in Poland. Exemplary of this is the portrait of
Damian and his Warsaw gay cruising club Instytut, which has withstood and persisted
despite threats and attacks against social and political pressure. Mario Kiesenhoferʼs
pictures are architectural as well as human portraits of a culture of resistance.
Elena Kristofor
Elena Kristofor (geb. 1983 in Odessa/Ukraine, lebt und arbeitet in Wien)
beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit seit einigen Jahren mit dem Thema des
Waldes. Sie hat ihr Atelier dort aufgeschlagen, in einem natürlichen Umfeld, das so anders
ist als jenes, in dem sie aufgewachsen ist: Zwischen Meer und Steppenlandschaft. Der Wald,
der für die Künstlerin eine räumliche Erfahrung ist, die sie mit ihrem Ankommen in
Österreich das erste Mal macht, fasziniert Elena Kristofor, weil er ein „Draußen“ und ein
„Drinnen“ in sich vereint: Für die gmunden.photo 2023 hat die Künstlerin eine
In-situ-Installation geschaffen, in der ein Selbstporträt, auf dem sie sich mit einem Ast
inszeniert, mit natürlichem Material wie Ästen, Rinden und Blättern, die sie teilweise
auch mit Farben künstlerisch bearbeitet, zusammenbringt. Die Erfahrung des
Eingeschlossen-Seins und der Andersartigkeit, wofür der Wald steht, möchte die Künstlerin
mit ihrer Installation greifbar machen. „Alles, was ich tue, ist für mich ein Versuch,
eine Beziehung zum Wald herzustellen, so auch die Porträts und die Integration und
Interaktion von und mit den Waldobjekten,“ sagt Elena Kristofor.
Elena Kristofor (born 1983 in Odessa/Ukraine, lives and works in Vienna) has been
dealing with the theme of the forest in her artistic work for several years. She has set
up her studio there, in a natural environment that is so different from the one she grew
up in: between the sea and the steppe landscape. The forest as a space which the artist
had only experienced for the first time when she arrived in Austria, fascinates Elena
Kristofor because it combines an “outside” and an “inside.” For gmunden.photo 2023, the
artist has created an in-situ installation in which she brings together a self-portrait
in which she stages herself with forest materials, such as branches, bark and leaves,
some of which she artistically alters with paint. The artist wants to make the
experience of being enclosed in otherness, which the forest stands for, tangible in her
installation. “Everything I do is an attempt for me to establish a relationship with the
forest, so also the portraits and the integration and interaction of and with the forest
objects,” says Elena Kristofor.
Stanley Kubrick
Dass der Kult-Regisseur Stanley Kubrick (1928–1999) vor seiner Karriere beim Film
auch ein außergewöhnlich guter und streng komponierender Fotograf war, der mehrere Jahre
für das US-amerikanische Magazin Look arbeitete, ist ein ziemlich gut gehütetes Geheimnis.
Im Frühjahr 1948 fotografiert Kubrick einen Zirkus in seinem Winterquartier in Sarasota,
Florida. Kubrick ist fasziniert vom Mikrokosmos Zirkus. Doch nicht nur die Artist*innen
und der Zirkusdirektor gewinnnen dabei seine Aufmerksamkeit, auch das Publikum und hierbei
vor allem Kinder fängt er mit der Kamera ein, beobachtet die Menschen also beim
Beobachten. Der mit feinem Zwirn angetane Zirkusdirektor gibt seine Kommandos, im
Hintergrund spielt sich ein waghalsiger Hochseil-Akt ab. Viele von Kubricks fotografischen
Aufträgen erscheinen in Look in Form eines Foto-Essays und können aus heutiger Sicht als
valide Vorstufe für Stanley Kubricks ausgeklügelte filmische Bildsprache gelten. Mit
vielen seiner fotografischen Akteur*innen probte Kubrick die zu machenden Aufnahmen,
betrieb also bereits als junger Fotograf Regiearbeit und überließ dabei nichts dem Zufall,
gemäß seinem Motto: „Real is good. Interesting is better.“
That cult director Stanley Kubrick (1928 − 1999) was also an exceptionally good
and rigorously composing photographer before his career in film. The fact that he was a
staff photographer shooting for the US magazine Look for several years, is a fairly
well-kept secret. In the spring of 1948, Kubrick photographed a circus in its winter
quarters in Sarasota, Florida. Kubrick was fascinated by the microcosm of the circus.
But it is not only the artists and the ringmaster that attract his attention, he also
captures the audience, especially children, with his camera, observing people as they
watch. The ringmaster, dressed in fine threads, gives his commands, while a daring
high-wire act takes place in the background. Many of Kubrickʼs photographic assignments
appear in Look in the form of a photo essay and, from todayʼs perspective, can be
considered a valid precursor to Stanley Kubrickʼs sophisticated cinematic visual
language. Kubrick rehearsed the shots to be taken with many of his photographic actors,
so he was already directing as a young photographer, leaving nothing to chance, in
keeping with his motto: “Real is good. Interesting is better.”
Tina Lechner
Tina Lechner (geb. 1981 in St. Pölten, lebt und arbeitet in Wien) arbeitet
ausschließlich mit analoger Fotografie und baut für ihre Bilder aufwendige Settings im
Atelier auf. Im Zentrum steht immer die durch Kostüme und Requisiten, welche die
Künstlerin näht bzw. baut, veränderte menschliche Figur. In der dreiteiligen Serie, die
Tina Lechner auf der gmunden.photo 2023 zeigt, legt sich ein Overall aus fließendem Stoff
wie eine Hülle um den ganzen menschlichen Körper. Hier geht es nicht mehr um klassisches
Posing vor der Kamera. Die Kleidung erzeugt einen Kokon, schützt den Körper quasi vor dem
Auge der Kamera. Anonymität und Maskierung befreien das Individuum, das ganz sich selbst
überlassen ist und keinen Auftrag, keine Erwartungshaltung mehr erfüllen muss.
Zusammengesunken wie in einem Zustand tiefer Erschöpfung oder eigenwillig posierend
scheinen die mysteriösen, metallisch glänzenden Wesen auf ein posthumanes Zeitalter zu
verweisen.
Tina Lechnerr (born 1981 in St. Pölten, lives and works in Vienna) works
exclusively with analogue photography and builds elaborate settings for her pictures in
her studio. Her focus is always on the human figure, altered by costumes and props that
the artist sews or builds herself. In the three-part series that Tina Lechner is showing
at gmunden.photo 2023, flowing fabric wraps itself around the entire human body like a
shell. This is no longer about posing in front of the camera. The clothing creates a
cocoon, protecting the body from the cameraʼs eye. Anonymity and masking liberate the
individual, who is left entirely to his own devices and no longer has to fulfil any
order or expectation. Slumped as if in a state of deep exhaustion or posing
idiosyncratically, the mysterious, metallic shining beings seem to refer to a post-human
age.
Man Ray
Man Ray (1890–1976) hat im 20. Jahrhundert wesentlich dazu beigetragen, dass der
Fotografie ein Kunst-Status zugewiesen wird. Geboren in Philadelphia kommt Man Ray via New
York 1921 nach Paris, wo er im Kreis der Surrealisten jener Künstler ist, der die Kamera
dabei hat und damit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal besitzt. Zunächst erarbeitet er
sich einen guten Ruf, indem er die Werke der Surrealisten für Reproduktionen fotografiert,
seine Künstlerkollegen dann im Anschluss aber oft auch noch porträtiert. Neben klassischen
Porträts, welche vor allem die männlichen Kollegen vorzugsweise in Denker-Pose mit Hand am
Kinn oder an der Wange inszenieren, erprobt Man Ray im Gegenzug mit weiblichen Modellen
zunehmend experimentelle Porträts und Techniken. Viele von Man Rays weiblichen Modellen
sind auch seine „Musen“ und Gefährtinnen, die mit ihm auch künstlerisch zusammenarbeiten.
Mehrfachbelichtungen und Solarisation etwa nutzt Man Ray zur Erzeugung höchst
unkonventioneller Porträts. Auch Objekte, die er selbst fertigt, wie zum Beispiel die
Ohrringe von Cathérine Deneuve, die er bereits 1920 als Objekt Lampshade von der Decke
baumelnd umgesetzt hatte, werden in seinen Porträts sorgfältig inszeniert.
In the 20th century, Man Ray (1890 − 1976) made a significant contribution to
the attribution of photography as an art form. Born in Philadelphia, Man Ray arrived in
Paris via New York in 1921, where he was the only artist in the Surrealist circle who
had a camera and thus had an absolutely unique feature. At first he built his reputation
by documenting the artworks of the Surrealists and often also took portraits of his
fellow artists. In addition to classical portraits, which above all show his male
colleagues preferably in a thinkerʼs pose with a hand on their chin or cheek, Man Ray in
turn increasingly tried out experimental portraits and techniques with female models.
Many of Man Rayʼs female models are also his “muses” and companions, who inspire him and
often collaborate with him artistically. Man Ray used multiple exposures and
solarisation, for example, to create highly unconventional portraits. Even objects he
made himself, such as Cathérine Deneuveʼs earrings, which he had already realized in
1920 as an object Lampshade dangling from the ceiling, are carefully staged in his
portraits.
Helmut Newton
Helmut Newton (1920–2004) gilt als einer der bekanntesten und wichtigsten
Modefotografen des 20. Jahrhunderts. Aus einer jüdischen Familie stammend flüchtet er 1938
nach Australien vor den Nationalsozialisten und eröffnet 1945 ein Fotostudio in Melbourne.
Ab den 1950er-Jahren arbeitet Helmut Newton für große internationale Modezeitschriften,
unter anderem für die Vogue. Sein Werk, das Mode-, Porträt- und Aktfotografie umfasst,
sorgt immer wieder für Kontroversen, da es Frauen vor der Kamera bewusst provokant in
Szene setzt. Unterstützt wird er bei vielen seiner fotografischen Aufträge und Projekte
von seiner Ehefrau June Newton, die auch selbst als Fotografin unter dem Pseudonym Alice
Springs tätig ist. June dient auch oft als Modell: In our Kitchen, Rue Aubriot erlaubt
einen intimen Einblick in eine private Tisch-Szene. Junes geöffnete Bluse, ein leer
gegessener Teller, ein Glas Rotwein und das Anzünden einer Zigarette „danach“ lassen
offen, welchem Vergnügen sich das Ehepaar kurz zuvor gewidmet hat. Während es Helmut
Newton ist, dessen Name in die Annalen der Modefotografie eingegangen ist, gilt June
Newton als Mastermind hinter vielen seiner Fotografien und lässt auch in dieser Aufnahme
als Modell keinen Zweifel davon, wer die Instanz „in control“ ist.
Helmut Newton (1920–2004) is considered one of the most famous and important
fashion photographers of the 20th century. Coming from a Jewish family, he fled to
Australia from the National Socialists in 1938 and opened a photo studio in Melbourne in
1945. From the 1950s, Helmut Newton worked for major international fashion magazines,
including Vogue. His work, which includes fashion, portrait and nude photography,
repeatedly caused controversy because of its deliberately provocative portrayal of women
in front of the camera. He was supported in many of his photographic commissions and
projects by his wife June Newton, who was also a photographer herself under the
pseudonym Alice Springs. June also often served as his model: In our Kitchen, Rue
Aubriot allows an intimate glimpse into a private table scene. Juneʼs open blouse, an
empty plate, a glass of red wine and the lighting of a cigarette “afterwards” leave open
what pleasure the couple had devoted themselves to shortly before. While it is Helmut
Newton whose name has gone down in the annals of fashion photography, June Newton is
considered the mastermind behind many of his photographs and in this shot, as the model,
leaves no doubt as to who is the authority “in control.”
Elsa Okazaki
Elsa Okazaki (geb. 1976 in Schiltigheim/Frankreich, lebt und arbeitet in Wien)
arbeitet an der Schnittstelle von Fotografie, Kunst und Musik. Sie konzentriert sich in
ihrer künstlerischen Arbeit vor allem auf das Porträt, ist fasziniert von Menschen und
arrangiert für ihre Bilder nicht zu viel, sondern versucht eher, den Augenblick und
Authentizität zuzulassen. Für die gmunden.photo 2023 hat Elsa Okazaki ausschließlich
Arbeiten mit weiblichen Protagonistinnen vor der Kamera ausgesucht. Die Porträts zeigen
Künstlerinnen verschiedener Generationen in ganz unterschiedlichen Settings, Posen und
Outfits: Mit einer klassischen Annäherung an die „Schönheit einer Frau“, wie es
jahrhundertelang die Aufgabe der Kamera bzw. der Fotografie war, haben diese Aufnahmen
nichts mehr zu tun. Es sind mächtige und selbstbewusste Frauen, die durchaus auch ironisch
auf tradierte weibliche Archetypen wie die Heilige oder die Mutter Bezug nehmen. Bei allen
Bildern hat man das Gefühl, dass die Art und Weise, wie sich diese Frauen vor Elsa
Okazakis Kamera zeigen, außergewöhnlich stark und selbstbestimmt ist und auch mit der
vertrauensvollen Beziehung und der Verbundenheit zwischen der Frau am Auslöser und den
künstlerischen Protagonistinnen zusammenhängt.
Elsa Okazaki (born 1976 in Schiltigheim/France, lives and works in Vienna) works
at the intersection of photography, art and music. In her artistic work, she focuses
primarily on portraits, is fascinated by people and does not arrange too much for her
pictures, but rather tries to allow for a spontaneous moment of authenticity. For
gmunden.photo 2023, Elsa Okazaki has exclusively selected works with female protagonists
in front of her camera. The portraits show female artists of different generations in
very different settings, poses and outfits, without the classical approach to the
“beauty of a woman,” as was the task of the camera or photography for centuries. They
are powerful and self-confident women who also ironically represent traditional female
archetypes such as the saint or the mother. In all the pictures, one has the feeling
that the way these women present themselves in front of Elsa Okazakiʼs camera is
extraordinarily strong and self-determined, and is also related to the trusting
relationship and bond between the woman at the shutter release and the artistic
protagonists.
Mark Seliger
Mark Seliger (geb. 1959 in Amarillo, Texas, lebt und arbeitet in New York) begann
1987 beim Rolling Stone Magazine zu arbeiten und war von 1992 bis 2002 dessen Chief
Photographer. In dieser Zeit fotografierte Seliger über 120 Cover für das Musikmagazin.
Für die gmunden.photo 2023 hat Mark Seliger gemeinsam mit Jodi Peckman, die lange Jahre
Creative Director des Rolling Stone Magazine war, eine Reihe von Künstler*innen-Porträts
ausgesucht, die den Geist ihrer Entstehungszeit frappant transportieren. Oft haben die
Protagonist*innen auf Mark Seligers Porträts regelrechte Attribute dabei, die einen Konnex
zum musikalischen oder filmischen Werk herstellen: Brad Pitts Gummihandschuh etwa
verknüpft die Porträtaufnahme mit seiner schauspielerischen Meisterleistung in Fight Club
(1999). Die Porträts von Courtney Love in nostalgisch-altmodischer Unterwäsche oder Eminem
mit aufgesetzter Kapuze, inszenieren anhand weniger ausgewählter Accessoires
Künstler*innen, die für ihre Generation Role Models waren und festigen Images und Bilder
im popkulturellen Kontext.
Mark Seliger (born 1959 in Amarillo, Texas, lives and works in New York) began
working at Rolling Stone magazine in 1987 and was its Chief Photographer from 1992 to
2002. During this time Seliger photographed over 120 covers for the music magazine. For
gmunden.photo 2023, Mark Seliger and Jodi Peckman, who was the longtime creative
director of Rolling Stone magazine, have selected a series of portraits of artists that
strikingly convey the spirit of their time. The protagonists in Mark Seligerʼs portraits
often have regular attributes that establish a connection to the musical or cinematic
work. Brad Pittʼs rubber glove, for example, links the portrait with his acting
masterpiece in Fight Club (1999). The portraits of Courtney Love in nostalgic
old-fashioned underwear or Eminem with his hood up, use a few selected accessories to
stage artists who were role models for their generation and consolidate images in the
pop cultural context.
Elfie Semotan
Elfie Semotan (geb. 1941 in Wels, lebt und arbeitet in Wien, New York und
Jennersdorf) ist eine international tätige Fotografie-Künstlerin, die vor allem in den
1990er-Jahren große Kampagnen, unter anderem für Römerquelle und Palmers, fotografiert hat
und dafür weitreichende Berühmtheit erlangt hat. Sozialisiert im Kontext bildender Kunst,
gilt sie als die wichtigste österreichische Mode- und Porträt-Fotografin der Gegenwart.
Für die gmunden.photo 2023 hat Elfie Semotan ein ganz besonderes Projekt geplant und
durchgeführt: Ausgehend vom Titel „Powerplay“ entstand die Idee, die 23
Bürgermeister*innen der Europäischen Kulturhauptstadt 2024 – dem Salzkammergut – zu
porträtieren. Gezeigt werden Einzelporträts, die Elfie Semotan mit der Leica gemacht hat,
sowie ein im Stile Richard Avedons in Schwarz-Weiß gehaltenes Gruppenporträt, das alle
Politiker*innen auf einer Aufnahme vereint. Es gab keine besonderen Voraussetzungen,
keinen Dress Code, keine Inszenierung – nichts was es im „Normalfall“ gibt, wenn sich
Politiker*innen vor die Kamera begeben. Im Gespräch hat Elfie Semotan die Gesten, Blicke
und Körperhaltungen, welche die Politiker*innen für die Porträts aus freien Stücken
gewählt haben, eingefangen. Elfie Semotans Bilder zeugen von einem respektvollen, aber
auch unkonventionellen Blick einer Künstlerin, deren Medium stets die Kamera war, mit der
sie Nähe und Distanz gleichzeitig zu erzeugen im Stande ist und bei jedem einzelnen
Porträt zum inneren Wesen des Menschen, den sie fotografiert, vorzudringen scheint.
Elfie Semotan (born 1941 in Wels, lives and works in Vienna, New York and
Jennersdorf) is an internationally active photographic artist who photographed major
campaigns for Römerquelle and Palmers in the 1990s, for which she achieved widespread
fame. Socialized in the context of fine art, she is considered the most important
Austrian fashion and portrait photographer of the present day. For gmunden.photo 2023,
Elfie Semotan has planned and carried out a very special project. Based on the title
„Power Play“, the idea arose to portray the 23 mayors of the European Capital of Culture
2024 − the Salzkammergut. On display are individual portraits that Elfie Semotan took
with her Leica, as well as a group portrait in black and white in the style of Richard
Avedon, which unites all the politicians in one shot. There were no special
requirements, no dress code, no staging − nothing that normally exists when politicians
go in front of the camera. In conversation, Elfie Semotan captured the gestures, looks
and postures that the politicians freely chose for the portraits. Elfie Semotanʼs
pictures bear witness to the respectful but also unconventional gaze of an artist whose
medium has always been the camera, with which she is able to create closeness and
distance at the same time and seems to penetrate the inner essence of the person she
photographs in each individual portrait.
Alice Springs
June Newton (1923–2021) war eine zunächst als Schauspielerin und dann als
Fotografin tätige Künstlerin, die unter dem Pseudonym Alice Springs bekannt wurde
und mit dem Fotografen Helmut Newton verheiratet war. Ab dem Jahr 1970 fotografiert sie
vor allem Editorials und Modestrecken. Vor ihrer Kamera stehen ab den 1970er-Jahren
hauptsächlich Prominente, dabei vor allem Leute aus der Mode-Szene. Obwohl es einerseits
eine starke künstlerische Symbiose mit Helmut Newton gibt, den sie managte, dessen Art
Director sie war und um dessen Ausstellungs- und Fotobuch-Projekte sie sich vor allem
kümmerte, hat Alice Springs als Fotografin ein eigenständiges, hochinteressantes Werk
hinterlassen, das im Sommer 2023 erstmals in einer Retrospektive in der Helmut Newton
Foundation in Berlin zu sehen ist. Die gmunden.photo 2023 zeigt eine Reihe eindrucksvoller
Porträts, deren Protagonist*innen aus dem Kunst- und Modebereich stammen und für die Alice
Springs eine ganz eigene Form von Empathie, Neugierde und Coolness walten lässt. Auch
gegenseitig fotografiert sich das Ehepaar immer wieder, Bilder wie Helmut in Pumps
gewähren einen Einblick in ein Jet-Set-Leben im Dienste der Fotografie, in dem sich das
Ehepaar in komplizenhafter Zuneigung gegenseitig Inspiration und Modell war.
June Newton (1923-2021) was an artist who worked first as an actress and then as
a photographer. She became known under the pseudonym Alice Springs and was
married to the photographer Helmut Newton. From 1970 onwards, she mainly photographed
editorials and fashion spreads which included celebrities, especially people from the
fashion scene. Although she collaborated with her husband, with whom she managed and
served as art director for his exhibitions and photo book projects, Alice Springs also
left behind and independent and exquisite oeuvre as a photographer, which will be shown
for the first time in a retrospective at the Helmut Newton Foundation in Berlin in
summer 2023. gmunden.photo 2023 presents a series of impressive portraits whose
protagonists come from the fields of art and fashion and for whom Alice Springs applies
her very own form of empathy, curiosity and coolness. The couple also repeatedly
photograph each other; pictures such as Helmut in Pumps provide a glimpse into a jet-set
life in the service of photography, in which the couple were each otherʼs inspiration
and model in complicit affection.
Nicole Maria Winkler
Nicole Maria Winkler (geb. 1987 in Wiener Neustadt, lebt und arbeitet zwischen Wien
und Paris) inszeniert in ihren fotografischen Arbeiten Stillleben, Raum-Installationen
sowie serielle Studien, die im Studio entstehen und zumeist einen Bezug zur menschlichen
Figur haben. Speziell in den letzten Jahren hat sie sich intensiv mit dem weiblichen
Körper beschäftigt und dabei oft mit Modellen und Performance-Künstler*innen
zusammengearbeitet sowie mit verschiedenen Materialitäten und Texturen, die sie
fotografisch inszeniert, auseinandergesetzt. Auf der gmunden.photo 2023 zeigt Nicole Maria
Winkler Arbeiten, die Teil ihrer Serie Material Performances sind. Materialien wie Glas,
Fell, Seil oder Eisen werden vor der Kamera zu Stillleben arrangiert, die einen Bezug zu
Themen wie Macht, Unterwerfung, Dominanz und Reglementierung herstellen. Ihre weiblichen
Protagonistinnen, die selbst in den Stillleben spürbar sind, da diese oft Dinge
inszenieren, die „typisch weibliche“ Konnotationen haben, scheinen ihren Körpern auf den
Grund gehen zu wollen, sind mit sich selbst beschäftigt und erlauben es maximal der
Fotografin, teilzuhaben an einer gewissen Nähe. Die betrachtende Instanz wird auf Distanz
gehalten. Die Fotografien von Nicole Maria Winkler entblößen nicht, sondern bauen eine Art
Schutzzone um ihre Protagonistinnen und Darstellungen auf.
Nicole Maria Winkler (born 1987 in Wiener Neustadt, lives and works between
Vienna and Paris) stages still lifes, spatial installations and serial studies in her
photographic works, which are created in the studio and mostly relate to the human
figure. In recent years in particular, she has worked intensively with the female body,
often collaborating with models and performance artists, exploring different
materialities and textures that she stages photographically. At gmunden.photo 2023
Nicole Maria Winkler is showing works that are part of her Material Performances series.
Materials such as glass, fur, rope or iron are arranged in front of the camera to create
still life compositions that reference themes such as power, submission, dominance and
regimentation. Her female protagonists and attributes are preoccupied with themselves
and at most, allow the photographer to participate. The observer is kept at a distance.
Nicole Maria Winklerʼs photographs do not expose, but build a kind of protective zone
around her protagonists and representations.
Theo Wenner
Theo Wenner (geb. 1986 in New York, lebt und arbeitet in New York) absolvierte das
Bard College, wo er bei Stephen Shore Film und Fotografie studierte. Wenner fotografiert
akribisch seine Freunde, seine Familie und seine Umgebung. Diese persönliche, intime
Praxis prägt Wenners fotografische und filmische Arbeit. Er hat Kampagnen für Marken wie
Chanel, Chloé, Supreme und Calvin Klein fotografiert und unter anderem Titelbilder für die
Zeitschriften Rolling Stone, Document Journal, M Le magazine du Monde und Vogue gemacht.
Wenner hat kürzlich zwei Bücher über seine Arbeit bei Rizzoli veröffentlicht. Das
Musikvideo zum Song Fever (2014) von The Black Keys hat Theo Wenner gemeinsam mit Jodi
Peckman, die lange Jahre Creative Director des Rolling Stone Magazine war, für seine
Teilnahme an der gmunden.photo 2023 ausgesucht. Im Video spielen die Musiker Dan Auerbach
und Patrick Carney zwei Prediger, die vor einem nur halbinteressierten Publikum sprechen
und dabei von einer Art Fieber, das sich in einem heftigen Schweißausbruch äußert,
heimgesucht werden. Ein Thema wie Religion mit dem diesjährigen Festivaltitel „Powerplay“
in Verbindung zu bringen, war naheliegend. Theo Wenner setzt die Musiker als
„Televangelisten“, Prediger, die via Medien ihren Glauben verbreiten, in Szene und
thematisiert Macht, Geschäftemacherei, Performance, Ritual und kollektive Erfahrung in
dieser filmischen Arbeit, bricht dies aber durch das nostalgische Setting, das
Video-Footage sowie die bewusst nachlässige Kameraführung auch ironisch
Theo Wenner (born 1986 in New York, lives and works in New York) attended Bard
College, where he studied film and photography under Stephen Shore. Wenner meticulously
shoots his friends, family and surroundings. This personal, intimate practice has come
to define Wenner’s style of photography and directing. He has been commissioned to shoot
campaigns for brands such as Chanel, Chloé, Supreme, Calvin Klein as well as magazine
covers for Rolling Stone, Document Journal, M Le magazine du Monde and Vogue. Wenner has
recently published two books of his work with Rizzoli. The music video for the song
Fever (2014) by The Black Keys was chosen by Theo Wenner together with Jodi Peckman, who
was Creative Director of Rolling Stone magazine for 30 years, for his participation in
gmunden.photo 2023. In the video, musicians Dan Auerbach and Patrick Carney play two
preachers who speak in front of an audience that is only half-interested and are
afflicted by a kind of “fever” that manifests itself in a heavy sweat. It was obvious to
connect a topic like religion with this year‘s festival title „Power Play“. Theo Wenner
stages the musicians as televangelists – preachers who spread their faith via the media,
and thematizes power, profiteering, performance, ritual and collective experience in
this cinematic work, but also ironically breaks through the nostalgic setting with the
use of video footage and “sloppy” camera work.
Impressum
Verein zur Förderung
zeitgenössischer
Fotografie und Medienkunst
(e.V.)
Linzerstraße 16
4810 Gmunden
Österreich
ZVR: 1445731609
UID: ATU76881402
info@gmunden.photo
Initiatoren
Tom Wallmann, Felix Leutner
Kuratorin
Dr. Lisa Ortner-Kreil